Keramikwerkstattblog

Schlagwort: rechnen

Rechnen mit dem Töpfer (4)

Was sagen euch nun die ersten drei Rechenstunden?

Mich nach Rabatt fragen, ist keine gute Idee. 😉
Bei keinem Kunsthandwerker eigentlich. Wenn man bei mir z.B. zwei Tassen für 20 Euro kauft, ergibt sich folgende, schnelle Rechnung. 20€ minus 25 % (Material & Standgebühr) = 15€. 15€ geteilt durch zwei sind 7,50 € Gewinn für zwei Tassen. Höchstens, aber eben Pi mal Daumen. Nun fragt der Kunde, weil er ja zwei auf einmal kauft, ob er 10% Rabatt bekommt? Die zwei Euro Rabatt gehen aber leider von meinem Lohn ab. Standgeld bleibt gleich, Krankenkasse bleibt, Tonpreis bleibt, keine Tankstelle gibt Rabatt, Versicherungspreis bleibt, Kosten bleiben. Rabatt geht von meinem Lohn ab. Immer. Und das geht gar nicht. Keiner drückt mich unter den Mindestlohn. 10 % Rabatt auf die Ware, sind ungefähr 30% von meinem Lohn. Vergesst es.
Warum sollte ich auch Leuten entgegen kommen, die meine Arbeit nicht respektieren? Ausgerechnet diese Leute stelle ich doch nicht besser, als all die guten Kunden die den vollen Preis zahlen. Rabatt geht höchstens mal von mir aus…

Das ich kein Onlineshopping anbiete, oder keine Werkstattbesucher möchte, hat auch mit diesen Zahlen zu tun. Das ist nicht kompatibel und ich muss dafür Freizeit opfern. Ich bin zwar selbstständig, aber habe einfach keine Lust, mich unter Wert zu verkaufen. Wenn ich arbeite, dann muss ich so kalkulieren. Sonst bleibt unterm Strich zu wenig übrig, was ich irgendwann mit Mehrarbeit kompensieren muss. Nein, ich werde nur so viel arbeiten, wie es Not tut. Meine Preise sind so kalkuliert, dass ich nicht drauf bezahle. Aber auch so, dass Kunden sich meine Keramiken gut leisten können. Die Autowerkstatt für 60€/h leistet man sich ja schließlich auch.

 

Rechnen mit dem Töpfer (3)

Wie angekündigt sind dieses mal die Verkaufskosten Thema. Ob auf dem Markt, mit einem Verkaufsraum/Laden, oder mittels Onlineshop – es fallen stets Kosten an. Einen Verkaufsraum habe ich aus Platzgründen nicht. Zum online Verkauf passen meine Produkte nicht wirklich. Also beschäftige ich mich hier mal mit den Marktkosten.

Jeder Markt ist mit Kosten verbunden. Meist wird eine Standgebühr verlangt und man hat Kosten für die An- & Abreise. Einen Marktstand, Tische, Transportkisten und Deko braucht man ebenso. Von Städten und Gemeinden organisierte Märkte sind meist günstiger, als bei privaten Veranstaltern. Manche Märkte „laufen“, während man auch durchaus mal mit „einem Griff ins Klo“ wieder heim fährt. Also rechnet man es besser auf einen Jahresdurchschnitt hoch. Ich werde das für mich hier aber nicht öffentlich machen. Aber ich verrate wohl nicht zu viel, dass man pauschal mit 10% rechnen kann. Ich kenne einige Keramiker, welche das auch mal locker schaffen. Die Mehrzahl der Töpfer träumen hingegen von solch einer Quote. Manche wohl ihr ganzes Leben lang. Wenn man dann noch die Autokosten dazu zählt, sind 15% Verkaufskosten auf dem Umsatz gesehen keinesfalls zu hoch gegriffen. Ich würde zumindest sofort unterschreiben, wenn ich mit 15% vom Umsatz dabei wäre.
Und vergessen wir mal nicht die Arbeitszeit. Okay – die Kostenuhr läuft am Wochenende nach meiner Rechnung aus Teil 1 nicht weiter. Dennoch packt man das Auto, fährt zum Markt, baut auf, verkauft mindestens 2 Tage, packt ein, fährt heim und entlädt das Auto. Das sind dann locker mal 30h und mehr. Entweder man sieht es als unbezahlte Überstunde, oder auch als Hobby. 🙂

Lange Rede – kurzer Sinn: 15% vom Verkaufspreis gehen als Verkaufskosten weg. Mindestens.

Zusammengefasst auf das Beispiel Krug für 25,-€ sieht das wie folgt aus:
– 2,50€ Material und Strom
– 3,75€ Standgeld und Kraftstoff
Es verbleiben 18,75€. Wenn sich feste Betriebskosten und Lohn die Waage halten (18,75 : 2), sind 9,37€ Gewinn. Minus Mehrwertsteuer bleiben ungefähr 7,60€ übrig. Muss ich also 1,25 Krüge pro Stunde herstellen, damit mir 10€ Lohn bleiben. 🙂

Das ganze ist wirklich nur mal grob und Pi mal Daumen gerechnet. Wahrscheinlich ist bei den meisten Keramikern die Rechnung noch trauriger. Und viele individuelle Faktoren, sind jeweils einzurechnen. Es geht einfach nur mal darum, dass ihr als Kunden euch da mal orientieren solltet.

Ich stecke mir die 25 Euro für den Krug zwar in die Tasche, muss aber davon wirklich viele andere Dinge davon finanzieren.

Rechnen mit dem Töpfer (2)

Von kassierten 25 Euro, bleiben mir also zehn Euro übrig? Falsch. Es ist weniger.
Da müssen erst noch die Kosten für Material und Energie abgezogen werden. Hier rechne ich auch mal nur mit Mittelwerten.
Ein Kilogramm Ton kostet zwischen 40 Cent und einem Euro. Das ist abhängig von der Sorte, der gekauften Menge, dem Händlerpreis und auch dem Aufwand beim Tonkauf. Wenn ich z.B. 120 km bis zum Händler fahren muss, dauert dies zwei Stunden Zeit (tick tack) und auch Kraftstoff. Das kommt zum Materialpreis dann hinzu. Genauso die Versandkosten, wenn man sich Glasuren schicken lässt.
Bei gedrehter Töpferware kann man ungefähr mit Materialkosten von 10% rechnen. Beispiel: Für eine Tasse benötige ich ca. 400g Ton. Bei einem Tonpreis von 8,- €/kg wären das 32 Cent. Dazu kommen ungefähr 33g Glasur pro Tasse. Durchschnittlich kostet Glasur 10€/kg, aber man braucht auch Zeit zum Glasur aufbereiten. Bleiben wir mal bei diesem Preis, so  brauche ich Glasur im Wert von 33 Cent pro Tasse. Dazu kommt dann noch der Strompreis beim brennen. Gerade haben meine Stadtwerke übrigens auf 26ct/KWh erhöht. ;(
Man nimmt die benötigte Brennzeit für Roh- und Glattbrand zusammen (z.B 8h) und multipliziert diesen Wert mit der Ofenleistung. Bei 10 KW/h Verbrauch für den Ofen, kommt man also auf 80KWh. 80 x 26 Cent = 20,60€ Energiekosten. Da darf man ruhig noch etwas drauf rechnen, denn der Ofen und die Heizspiralen halten ja auch nicht ewig. Sagen wir einfach mal 25 Euro Brennkosten. Wenn dann siebzig Tassen im Ofen wären, hat man Brennkosten von 36 Cent/Tasse. Zieht man das alles zusammen 0,32 Ton + 0,33 Glasur + 0,36 Strom = 1,01 € – liegt man mit 10% Kosten voll im Plan. Zumindest wenn nur Tassen im Ofen wären. Aber auch hier gilt: es ist abhängig von Ware, Preisen und Ofengröße bzw. Leistung. Miniaturen und unglasierte Keramik sind wohl günstiger, während Schüsseln oder Teller mehr verbrauchen. Der Mix macht es. Die zehn Prozent sind halt ein guter Schätzwert.

Bei einer Tasse für 10 Euro, benötige ich also einen Euro für Material und Strom. Beim zuletzt berechneten Krug für 25 Euro, wären es zusätzlich also ungefähr 2,50 € für Ton, Glasur und Strom. Und schon bleiben mir keine zehn Euro für diese Keramik als Gewinn übrig.

Aber leider, leider – die Rechnung ist noch nicht am Ende. Im nächsten Teil kommen dann die Verkaufskosten hinzu.

Rechnen mit dem Töpfer (1)

Dann mal Butter bei die Fische. Was verdient der Keramiker? Nehmen wir mal einen Monat, welcher 21 Arbeitstage a 8h Arbeitszeit hat. 21 x 8 = 168 h/Monat. Und nun addieren wir mal all die Kosten, welche man als Selbstständiger hat. Die sind bei jedem individuell, aber hier machen wir mal eine „Durchschnittsrechnung“. Es geht nicht genau um MEINEN Lohn, sondern um den „Durchschnittstöpfer“. Krankenkasse (350,-), Rente (Regelbeitrag 500,-), Werkstattmiete (individuell, wir nehmen mal günstige 200,-), Versicherungen (20,-),Telefon/Internet/Webseite (35,-), Autokosten (200,-), und und und. Da kam zum Beispiel jetzt das neue Verpackungsgesetz wo man noch mal zahlen darf, ein Steuerberater ist echt nicht billig, GEZ, GEMA, Stromanschluss, Wasser, Abfallgebühren, Büromaterial, Werkzeuge, Deko… Es ist eine ganze Menge und für jeden Selbstständigen anders.  Diese monatlichen Kosten teilt man durch die oben errechneten 168 monatlichen Arbeitsstunden.

Freilich versucht man diese Summe zu drücken. Mancher zahlt keine Krankenkasse, keinen Rentenbeitrag, spart am Auto, versichert sich nicht. Sollte man das tun, nur damit der Kunde günstige Keramik bekommt? Finde ich nicht, aber so läuft es eben im Kapitalismus. 🙁 Fakt ist aber: ob der Töpfer (bzw. der Selbstständige) arbeitet, oder nicht – jede Stunde geht Geld vom Konto. Tick tack, tick tack, die Uhr bleibt niemals stehen! Zum einfachen und besseren rechnen, sagen wir mal, es sind 10 Euro/h an anfallenden Kosten. Man bedenke aber ebenso, dass dies schon reichlich ungerecht ist. Denn 25 Tage Urlaub, oder Feiertage sind hier gar nicht eingeplant. Beim Angestellten läuft die Lohnuhr in dieser Zeit auch. Mache ich hingegen mal frei oder bin krank, dann laufen nur meine Kosten dennoch weiter. Tick tack, tick tack! Die Lohnuhr steht an meinen freien Tagen einfach nur still. Aber das würde die Rechnung an dieser Stelle aber nur komplizierter machen. Habe es nur mal erwähnt.

Jetzt möchte man ja auch etwas übrig haben. Also Gewinn, was man auch als Lohn bezeichnen kann. Man macht sich nicht unbedingt selbstständig, um Durchschnittslohn zu bekommen. Aber nehmen wir mal die 10,-/h, zum einfachen rechnen. (Jetzt, wo Verdi für Flughafenmitarbeiter 20,-/h verlangt…)
Ich muss also pro Stunde dann 20,- Euro erarbeiten, damit zehn übrig sind
(20€ Einnahme – 10€ Kosten = 10€ Gewinn).

Zehn Euro sind also Gewinn? Halt da war doch was? Ja – denn vom Gewinn will der Staat dann 19% von haben. Also muss man noch mehr verdienen, damit 10,- übrig bleiben.
Kaufst du also einen Krug für 25 Euro beim Töpfer – so hat der nicht 25 Euro verdient. Er hat nicht mal die grob errechneten zehn Euro verdient. Wie das nun wieder kommt, schreibe ich im zweiten Teil der Serie.

Ankündigung – Rechnen mit dem Töpfer

Was mir schon lange unter den Nägeln brennt – ich möchte mal über Geld schreiben. Kein rechnen auf den Cent genau. Und eigentlich auch nicht für meine Blogbesucher. Wer meine Seite öfters besucht, wird sich für Keramik interessieren. Und wer sich für Keramik interessiert, wird dass ohnehin wissen. Ich schreibe wahrscheinlich eher an die Leute, die hier niemals lesen werden. Bei uns sagt man: „Die Leute, die sich die Hose mit der Kneifzange anziehen.“ Da gehörst DU natürlich NICHT dazu. Dennoch begegnet mir in Kundengesprächen oftmals solch abgrundtiefe Unkenntnis bezüglich Preisberechnung, dass ich hier einfach mal etwas dazu sagen möchte.

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